Rochlhaus und Kirche St. Wolfgang
Zum Areal um das Rochlhaus gehört die Filialkirche St. Wolfgang, die eine Besonderheit im süddeutschen Raum darstellt.
Zum einen ist sie eine echte Votivkirche: sie wurde im Jahr 1430 von dem Thaininger Bauern Johann Schäffler verlobt und anschließend gebaut.
Zum anderen war sie durch Jahrhunderte bis zur Säkularisation eine bäuerliche Wallfahrtskirche im Lechrain.
In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts erhielt der spätgotische Bau seine einmalige barocke Ausstattung, die mit dem Kreuzaltar und dem bemalten Chorgestühl um 1710 ihren Abschluß fand. Heute spricht man auch vom „Thaininger Bauernbarock“.
Eine besondere Kostbarkeit sind die Bildtafeln von 1657, eine naive Malerei des Thaininger Schneiders Mathias Augustin. In 5 Bildern erzählt er die Entstehungsgeschichte der Kirche. Er malte das damalige Dorf wie er es vor Augen hatte: die Mittertennhäuser in Ständerbohlenbauweise. Die flach geneigten Dächer mit Legschindeln gedeckt, die mit Latten und Steinen beschwert sind.
Rechts neben der Kirche steht das „Rochlhaus“ und daneben das Haus des Kirchenstifters Johann Schäffler.
Der letzte Thaininger Bewohner des Rochlhauses war Nikolaus Finsterwalder. Bis zu seinem Tod 1951 betreute er als Mesner über viele Jahrzehnte die Kirche – wie 300 Jahre vor ihm der Maler der Bildtafeln Mathias Augustin, der ebenfalls Mesner in der Kirche St. Wolfgang war.
Franziska Ostner, Thaining, 2013